Man sieht sich zweimal

Rijn hatte Schweißperlen auf der Stirn doch sie konnte ihn hinter dem Holzstück lächeln sehen. Er sah aus wie eine Frua die eben ihr Kind gebärt hatte. Als sie ihm das Holz aus dem Mund nehmen sollte, zog er sein Kopf weg. "Nein, ich brauch noch ein Moment" versuchte er zu sagen, wobei wieder die hälfte verloren ging.
Er fühlte gleich wie seine Organe sich erholten und langsam heilten.
"Danke."

Mysta nickte und lies das Holzstück drin.
"Ich hole dir etwas Wasser. Du hast heute viel Blut verloren."
Sie drückte seine eigne Hand auf das Tuch das auf der Wunde lag und stand auf um ihn einen frischen Becher Wasser zu machen.
Als sie zurück kam hatte sie nicht nur den Becher sondern auch Krug zum Nachschub dabei.
"Gehts langsam?"

Rijn hatte in zwischen das Holzstück raus genommen. Er hatte eine tiefe Kerbe mit seinen Zähnen hinterlassen. "Vielen Dank. Ich schulde dir etwas." sagte er lächelnd und nahm das Wasser entgegen. Er trank den Becher ohne abzusetzen aus und nahm gleich einen weiteren Becher. "Ich bins schon garnicht mehr gewohnt das man sich um mich kümmert." sagte er ihr lächelnd entgegen. "Das fühlt gut an." sagte er, und meinte nicht dabei die Operation.

"Gewöhn ich aber nicht dran. Ich will nicht das du dich immer umbringst, nur damit ich mich um dich kümmere." Sie lächelte zu ihm und reichte ihn erneut Wasser.
"Trink. Du brauchst es. Ich gebe dir morgen frei. Dann sehen wir wies dir geht."
Sie deckte ihm zu.
"Du kannst das Bett haben. Immerhin ist es auch voll von deinem Blut."

Rijn schmunzelte leicht auf und musterte sie für einen Moment. " Du bist kein schlechter Mensch." sagte er kurz. " Und wir sehen dann ja, was dein Bruder noch so mit mir vor hat." sagte er mit einem Augenzwinkern. Das war das erste warme Bett seit Jahren. "Bist du dir Sicher?... Ich denke wir passen beide hier drauf." sagte er sanft. "Solltest du einen unruhigen Schlaf haben wäre es mir eine Ehre wenn du dich dazu legst."

"Danke aber ich bade nur im Blut, wenn ich im Kampf bin. Ruh dich also aus und genieße den Platz."
Sie füllte ihn noch einmal den Krug, ehe sie ihn alleine lies, damit er heilen konnte.
Tatsächlich lies sie ihm das Bett und seine Ruhe in der Nacht. Selbst an Morgen weckte sie ihn nicht, sondern lies ihn ausschlafen.
Erst später erwachte er, als er den Geruch von Essen war nahm.

Rijn merkte wie die Stoffe noch an seinem Körper klebten. Als er diese vom Körper löste, war keine Wunde mehr zu sehen und fühlen.
Er zog die Luft tief ein und richtete sich auf. Kurz hustete vom trockenen Hals und griff sofort zum Wasser. Er schmunzelte darüber, dass sie daran dachte ihm einen vollen Krug hin zu stellen. Er blickte durch die Lücken des Paravents zu ihr, wie sie an der Feuerstelle saß. Vom Geruch her konnte er nur erahnen dass sie etwas zubereitete. Er trat hinter dem Raumtrenner hervor. " Guten Morgen."

"Ah du bist wach. Es ist schon Mittags.", sagte Mysta und grinste zu ihm
"Komm ich hab Essen für dich. Fleisch und Gemüse damit du zu Kräften kommst."
Sie reichte ihn einen Teller und nahm sich selber von dem Essen.
"Mein Bruder hat sich noch nicht blicken lassen. Aber ich denke mittlerweile weiß er das du lebst. Du solltest die nächsten Tage noch im Haus bleiben. "

Rijn lächelte sanft und bedankte sich. " Er sah zu dem Essen und schüttelte leicht den Kopf " Nimm es mir nicht böse, aber ich hätte nicht erwartet dass du auf dem Schlachtfeld kochen gelernt hast." er probierte was und stöhnte dabei genussvoll auf : Darya meinte, die meisten Frauen hier, lassen ausschließlich die Sklaven kochen. Deshalb durfte ich die ersten Tage auch fleißig helfen." Rijn schmunzelte sanft und sah zu Mysta : Dein Bruder hat auch Frauen für dein Haus gekauft, er hat sie aber getötet bevor wir angekommen sind." Der Grund dafür war aber schon klar. Es sollte eine reine Schikane werden, die wohl nicht so funktionierte wie Tys sich gehofft hatte.

"Wer Tage unterwegs ist muss sich ernähren. Ich kann jagen und Fleisch zubereiten, ebenso wie essbare Früchte und Gemüse sammeln."
Sie schmunzelte. "Krieger sind nicht so nutzlos wie du denkst. Naja zu mindestens nicht alle von ihnen."
Dann lachte sie lauthals auf. "Mein Vater könnte nicht mal einen einzigen essbaren Pilz nennen."

"oh, nennen könnte ich sie dir auch nicht." sagte er lachend. " Ich mach das nach Gefühl, aber wenn die Gabe nicht wäre wäre ich wahrscheinlich schon einige male an Pilzen krepiert." er musterte sie : Das ist wirklich bewundernswert. Ich meine, ich komme aus einem Land in dem Frauen das wichtige Geschlecht ist. Sie ernähren, sie schützen und sie sind belehrt. Ich habe das Gefühl das es hier seltener ist das eine Frau in so einer machtvollen Position ist wie du. Ich hab das Gefühl, die Männer hier, und ich rede nicht von den Sklaven, fürchten sich vor einer Frau wie dir."

"Nicht unbedingt. Klar fürchten sie sich aber auch sie schätzen die Frauen. Eine Schildmaid ist nicht so selten wie man denkt. Frauen schenken leben. Wenige entscheiden sich zwar auch welches zu nehmen aber sie sind durchaus in der Lage dazu."
Sie aß ebenso weiter.
"Ich werde nur gefürchtet weil ich Earl werden könnte. Ob Frau oder nicht."

Rijn nickte und lächelte sanft. "Sie sollten sich dann aber nicht vor dir fürchten. Respektieren, ja... aber ich denke du wirst die Menschen gut behandeln." dabei sah er sich als Paradebeispiel.
"Was sind denn eure Ziele in der nächsten Zeit? Gibt es Pläne für schlachten und kriege? Geht dein Bruder auch in die Schlacht?" sie war gerade erst gekommen, und Earl könnte sie erst in Jahren werden, daher ist das alles zu weit her gegriffen.

"Er versucht dahin zu kommen, was ihn die meisten vorteile bringt. Leichte schlachten mit viel Beute."
Sie nickte und aß ein großes Stück vom Fleisch. "Es gibt einen Earl der auffällig geworden ist und andere Earls um ihr Land betrügt. Wenn es keine andere Wahl gibt, wird es Krieg gegen ihn geben."
Kurz schluckte sie. "Aber er bekommt die Chance das Missverständnis aufzuklären. Deswegen ist es noch nicht sicher. Ansonsten werden wir wieder auf Beutezug gehen."

"ich weiß, das ist sicher nicht die beste Eigenschaft an mir aber..." er beugte sich vor und lächelte etwas peinlich Berührt zu Mysta. "Kannst du, bevor du wieder gehen musst, das Kämpfen beibringen? Versteh mich nicht falsch. Ich kann mich wehren, aber ich hatte bis jetzt nur wenige Situationen in denen ich das musste und es hat sich für mich immer sehr Chaotisch angefühlt." schmunzelte er sanft.
"Wenn ich ein großer Kämpfer wäre, wäre ich vielleicht nie hier gelandet." dabei zuckte er mit den Schultern.

Mysta nickte.
"Ist vielleicht besser wenn du dich etwas wehren kann. Hier im Haus wird das schwer werden. Wir sollten warten bis du rausgehen kannst. Dann werde ich dir einige Sachen zeigen und sehen wie schnell du lernst und ob es sich lohnt dir mehr beizubringen."
Sie lächelte. "Davor solltest du zu Kräften kommen. Du kannst schon mal anfangen etwas Muskeln aufzubauen."

" Wenn das so einfach wäre." meinte er schmunzelnd und aß wieder vom Fleisch. Er schaffte es nicht alles zu vernichten. Es fühlte sich an als wäre sein Magen auf die Größe einer Erdnuss geschrumpft. "Danke" sagte er sanft. Er fühlte sich in der Tat schon besser, aber er nutzte die Zeit die er ihr gab. Als er den Teller zur Seite stellte blickte er wieder zu ihrem Bücherregal. "Hast du die alle gelesen?"

"Ja. Nicht alle zu Ende aber ja.", sagte sie und grinste.
"Wieso denkst du ich bin ein muskulöses Dummchen? Ich finde nur nicht immer die Zeit dafür. Aber mich interessieren fremde Länder und Sitten sehr und nur Bücher geben mir die Antworten die ich suche."
Sie leerte ihren Teller und sah zu ihn. "Bedien dich, wenn du lesen willst"

"ich schreibe." sagte er knapp und lächelte zu ihr. "Ich würde gerne schreiben." es war ein Talent das bis jetzt nicht viel Nutzen hatte. Noch dazu waren gute Materialien teuer.
"Ich schreibe über Kräuter, Heilung... Philosophien über das Leben." er richtete sich auf und ging zum Regal. Er zog ein Buch raus was auch leeren Seiten bestand. Er hatte es sich einfach zu eigen gemacht. Noch bevor Mysta wieder da war.

"Dann schreibe. Ich würde es gerne lesen.", sagte Mysta und lächelte.
"Dann haben wir beide was davon und wenn es gut ist, kann ich das wissen weiter tragen. Dann profitiert das ganze Dorf."
Sie grinste und wurde ganz aufgeregt.
"Oh schreib etwas über die Seefahrt wenn du da etwas weißt!"

Er hatte selbst keine Erfahrungen auf See. Daher blickte er zu ihr auf. "Was ist das liebste an der Seefahrt für dich?" fragte er und holte gleich die Kohle aus dem Buch um sich Notizen zu machen. Es war Spontan, aber er dachte darüber nach ihr vielleicht eine kleine Seefahrt Geschichte zu schreiben. Immerhin schien sie das wohl bei ihren jetzigen Büchern zu vermissen.
"Was war das aufregendste?" fragte er lächelnd und setzte sich wieder zu ihr ans Feuer.

"Stürme auf See. Sie sind brutaler und Gefährlicher als Menschen. Und sie kommen nicht aus Kaltherzigkeit. Thor schickt sie uns um uns zu prüfen bevor wir in den Kampf gehen können!"
Erzählte sie ihn begeistert und beugte sich sogar vor. In dem Moment hatte sie etwas von einen jungen Mädchen. Sie wirkte viel aufgeweckter und wie ein andere Mensch.
"Ich liebe Stürme!"

Rijn nickte und notierte sich es.
Die nächsten Tage, in denen Mysta ihm die Bettruhe verschaffte die sie ihm versprochen hatte. Nutze er um eine Geschickte zu konzipieren.
Sie selbst war beschäftigt mit den Männer die weiter Reisen wollten. Mit ihrem Bruder der jegliche Schuld geschickt von sich wich. Rijn als Aggressor bezichtige und einfach das machte, was er für richtig hielt.
Die Tage machten Mysta schlapp. Schlapper als auf dem Kriegsfeld. Denn immerhin hatte sie dort Spaß.
Als sie eines Nachts zurück kam. Lag Rijn am Feuer in seiner Decke gewickelt.
Das Bett hatte er sauber gemacht. So dass sie sich rein legen konnte. Auf dem Nachttisch war das Buch an dem er arbeitete.
Sie Blätterte es durch. Stieß auf die Notizen die er gemacht hatte und darauf hin zur Geschichte.
Er erklärte die Stürme so, dass sie sich es Geistig ausmahlen konnte.
Er nahm ihre Erklärung des Sturms und Thors und verpackte sie zu einer liebes Geschichte. Sie Stürme waren der Himmel und das Wasser das versucht sich näher zu sein. Wie der Regen kleine Annäherungen sind. Wie die Wellen versuchen empor zu steigen und die die Blitze die einzigen Male sind, in denen die Liebenden es schaffen einander zu berühren.

Die Geschichte war so emotional geschrieben, dass es Mysta zu Tränen rührte.
Sie stand auf und lief zu Rijn.
Sie küsste ihn auf die Wange und lächelte ihn strahlend an.
"Danke.", sagte sie und meinte es auch von ganzen Herzen. "So etwas hat mir noch nie jemand geschenkt."

Rijn, der nun eigentlich geschlafen hatte. Rieb seine Hände und blickte vom Boden zu ihr auf. Er blinzelte leicht und lächelte. "Hm?" er hörte noch die Worte Geschenk und dachte kurz nach. "Hast dus gelesen?" er sah das Buch in ihrer Hand und lächelte schlaftrunken. "Hat es dir gefallen?" eigentlich konnte er es an ihrem Gesicht ablesen, aber dazu war er noch ein wenig hinterher.