Man sieht sich zweimal

Rijn schmunzelte sanft und nickte. Er schenkte ihr und sich etwas vom Tee ein. Er überlegte sich gut ob und wie er los legen sollte. Sie schützte ihr Volk vor Menschen die sie aufgrund ihres Glaubens verachten, vielleicht muss er sich gerade deshalb nicht sorgen machen dass sie das selbe macht.
"Ich denke, jeder ist für sein eigenes Wohl verantwortlich. Ich denke aber, was das ganze Kompliziert macht ist Macht. Das Gefühl von Macht ist für mich eine Illusion. Ich hab nur Macht über meine Taten, nicht über andere. Ich bin nicht besser, noch schlechter als jeder andere Mensch. Aber leider sind alle so gestrickt, selbst die Mutter fühlt sich mächtig gegenüber ihrem Kind. Vom Mann ganz zu schweigen. Aber das Kind ist genauso vollkommen und Mächtig. Die einzige Aufgabe die man hat, ist sich zu sorgen dass das Kind sich nicht umbringt, ehe es weiß war gefährlich ist und was nicht."
Er schüttelte den Kopf : Ansonsten glaube ich an nichts. Ich glaube das ich hier bin, und ich glaube das ich hier sein soll. Ich glaube an meine Seele und das sie wieder geboren wird sobald ich mein Körper verlasse." er zuckte mit den Schultern und nippte vom heißen Tee.

"Denkst du du kannst dich in deinen neuen Leben an das hier erinnern? Wäre es sonst nicht sehr traurig? Alles was du gelernt hast, alles was du dir erarbeitet hast, wäre umsonst. Wofür soll man dann etwas tun?"
Sie lehnte sich zurück und sah neben bei dem Feuer zu wie es im Kamin flackerte.
Dieses ganze Gespräch brachte sie runter nach dem der Kampf sie aufgepuscht hat.

"Ich denke nicht das ich mich daran erinnere. Ich meine, ich tue es nicht, und wenn ich richtig liege, tust du es auch nicht. Aber ich denke das ist eher ein Segen. Eine Gabe von neu anzufangen... um zurück auf den Samen zu kommen. Ich denke etwas bleibt zurück. Etwas in mir möchte dass ich in den Norden ziehe." er zuckte mit den Schultern. " Vielleicht habe ich hier damals sehr gute Erlebnisse gehabt, vielleicht wartet etwas großartiges auf mich, vielleicht aber lerne ich nie aus meinen Fehlern und sollte eigentlich daraus lernen, tue es aber nicht weil ich mich nicht daran erinnere." Sagte er sanft und musterte sie. " Wie steht Ihr zu Magie?"
Das war ein etwas umstrittenes Thema in vielen Ländern. Grundsätzlich möchte jeder seine Hand voll starken Magiern haben, Schamanen oder Wahrsager doch wollte man verhindern das es eine Übermäßig viele die sich als Übermenschen sehen.

" Hm. Deine Ansichten sind... Merkwürdig. Das habe ich so noch nie gehört."
Als er sie nach Magie fragte, nickte sie.
"Sie ist mächtig aber nicht allmächtig. Außerdem gibt es sie in allen Formen. Auch in uns. Besondere Menschen können viele der Gaben nutzen."
Sie nickte zu ihm als Zeichen, dass er nun wieder dran war, was er davon hielt.

"Ich komme aus einem Dorf da gab es mehr Magie als Wasser. Es wurde heimlich praktiziert. Irgendwann wurden die Menschen alles Stück für Stück eingesammelt. Ich weis nicht für was sie genutzt worden sind. Aber sie sind nicht mehr wieder gekommen. Das Dorf konnte sich nicht mehr selbst Ernähren und man war gezwungen entweder wo anders sich ein leben aufzubauen oder... Umher wandern. Dazu hab ich mich jedenfalls entschieden." Sagte er sanft lächelnd. "Nach dem meine Frau verstorben war, hielt mich nicht mehr zurück meinem Bauchgefühl zu folgen."

"Welche Magie beherrschst du?", fragte sie ihn neugierig.
Sie beugte sich sogar vor. Als könnte sie die Antwort so schneller hören.
"Das mit seiner Frau tut mir leid. Hast du sie sehr geliebt? Dann muss das Schicksal schlimm für dich gewesen sein."

Seine Augen weiteten sich für einen Moment als sie ihn das Fragte. "Keine." sie konnte ihm ansehen das er log, aber er merkte auch selbst, dass das nicht überzeugend war. "Kräuterkunde ist das einzige was ich wirklich beherrsche. Alles andere blieb bei uns im Dorf ausschließlich den Frauen. Das was ich weiß hat meine Frau mit beigebracht."
Als sie ihn bezüglich ihr fragte zuckte er leicht mit den Schultern: Wir hatten eine wirkliche Wahl. Wir wurden verheiratet da war sie 6 und ich 8. Den Großteil wusste ich nicht was es wirklich bedeutet eine Frau zu haben. Irgendwann gibt es ein Ritual in dem sie sich entscheiden muss ob sie sich der Magie oder dem Kinderkriegen widmet. Sie hat sich für die Magie entschieden, was nicht bedeutet das sie selbst keine Kinder bekommen dürfte, aber sich letztendlich nicht um sie kümmert weil sie mit anderem beschäftigt ist." Rijn merkte das er abschweifte. " Sie ist mit 14 verstorben. Ich wurde als ein unbrauchbaren Mann abgestempelt und hab damit entschlossen mir nicht vorschreiben zu lassen wer ich bin und was ich zu tun habe." Er schmunzelte leicht auf. Ironisch, wenn man bedenkt das er sich in der Sklaverei wieder findet.
Was er auch verschwieg, war dass seine Frau sich umgebracht hat weil sie für sich etwas erkannt hatte und ihm ihre Gaben überlassen hat.

Nun wurde Mysta wirklich neugierig.
"Wie nannte sich denn dein Stamm? Oder dein Volk? Ich habe nämlich noch nie von einer solchen Lebensweise gehört. Ihr müst wirklich von sehr weit weg kommen. Wie lange würde man von hier dahin brauchen? Mit dem Schiff übers Meer? "
Sie beugte sich sogar weiter vor.
"Ich würde es gerne sehen."

"Einen Namen haben wir nicht für den Ort. Roag ist unser Volk. Ich denke andere Stämme haben andere Sitten. Aber im großen und ganzen läuft es ähnlich ab." Er zuckte mit den Schulter und lehnte sich etwas zurück um ihren durchlöchernden Augen zu entfliehen. " Ich denke als weiße Frau wirst du es schwer haben. In großen Städten hast du vielleicht mehr Glück. Aber dadurch das die Länder momentan alle verfeindet gegenüber stehen wird man keine Fremde willkommen heißen." sagte er ehrlich besorgt um ihr wohlergehen.
"Wie.. ist eure Lebensweise?"

"Werde ich dann als Sklavin gefangen genommen?", fragte sie belustigt von den Gedanken.
"Ich kann dir leider nicht sagen was wir anders machen. Ich denke wir sind kämpferische veranlagt.
Wir teilen alles und jeder hat hier seine eigene Aufgabe um etwas beizutragen. Jeder wird geschätzt es sei denn er ist faul."
Sie zuckte mit den Schultern.

Rijn blickte zur Tür als würde er Mental die nahe Umgebung abklappern. Ihm lag eine weitere Frage auf der Zunge von der er sich nicht traute, sie einfach so zu sagen. "Es sind aber nicht alles Kämpfer, oder?... Wie findest du deinen Partner?" fragte er so neutral wie er es nur verpacken konnte. Bei ihm war es sehr simpel, er hatte keine große Wahl. Ehe er klar denken konnte, hatte er schon eine Frau an seiner Seite. Sollte etwas passieren, wird man dir auch keine zweite suchen. Man ist mehr oder weniger ein Versager, wenn man auf den anderen nicht richtig aufgepasst hat und wird was das angeht aus der Gemeinschaft verstoßen.

"Nein wir haben Heiler, Seher, Näher und vieles andere."
Sie dachte kurz nach.
"Ich denke ich suche ihn mir einfach aus. Wenn er mich auch will geben wir uns ein Versprechen und bleiben zusammen."
Sie runzelte die Stirn.
"So genau habe ich nie darüber nach gedacht."
Wollte sie überhaupt jemand? Und zwar nicht nur weil sie die Tochter des Oberhaupts war?

Rijn lächelte breit auf. Zum einen weil er sie gut genug von sich abbringen konnte und zum anderen über die Vorstellung einfach jemanden auszusuchen wenn es passte.
"Ich stelle mir es schwer vor... es gibt so viele Menschen. Woher weiß man ob das passt?" er lachte sanft auf "Vielleicht werden wir deshalb so früh aneinander gebunden. So gewöhnt man sich, wächst zusammen auf. Da hinterfragt man nichts, denke ich..."

"Ich denke man fühlt dieses gewisse Etwas. Ein kribbeln oder so was. Es soll wohlsehr magisch sein. Ich habe es leider noch nie gefühlt. Alles was ich kenne ist Lust. Aber keine Liebe."
Gähnend lehnte sie sich zurück.
"Ich werde jetzt zu Bett gehen. Das war ein sehr langer Tag."

"Vielen Dank für das Gespräch" sagte Rijn sanft und nahm ihre leere Tasse entgegen.
Als Mysta sich in ihr Bett legte und Rijn für sie die Umhänge am Türrahmen zu machte, hörte sie ihn leise aufräumen. Er gab sich mühe dabei so leise wie es geht zu sein, was dafür sorgte das er länger brauchte.
Die Wand zwischen ihrem Schlafzimmer und dem Wohnbereich war löchrig, so dass die Wärme von der Feuerstelle auf zu ihr gelangen konnte. Sie konnte ihn dadurch eine weile Beobachten. Rijn hatte sich nach dem er fertig war zum Feuer gesetzt. Was sie nicht genau erkennen konnte, war was er machte. Aus ihrer Perspektive saß er nur am Feuer, jedoch bewegte sich seine rechte Schulter konstant. Ihr gingen dabei alle möglichen Optionen durch den Kopf. Schnitzte er? Masturbiert er? Messer schärfen? Kratzt er Geschirr sauber? Schrieb er?
Sie konnte es aus dem Winkel nicht sagen.

Mysta behielt ihn noch eine ganze Weile im Auge. Sie traute ihm nicht so ganz. Immerhin war er ein Sklave. Er könnte ja so dumm sein und versuchen sie umzubringen und dann zu fliehen. Auch wenn sie nicht das Gefühl hatte, das er sie ermorden würde.
Ihn und das Feuer eine Weile zu beobachten, ebenso wie der harte Tag, zeigte langsam seine Spuren. Ihre Augen wurden schwerer. Sie musste immer öftera blinzeln, bis sie sie schließlich gar nicht mehr öffnen konnte.
Nur noch kurz lauschte sie den Geräuschen, ehe sie einschlief.
Mal sehen ob sie am nächsten Tag auch wieder aufwachen würde.

Am Morgen wurde sie vom Geruch von Essen wach. Es war nicht im Haus, es war der Markt draußen der frisches gekochtes Essen anbot.
Rijn war draußen auf ihrem kleinen Garten. Dadurch dass sie immer noch im Zentrum wohnte, gab es nicht viel Platz für einen großen Garten. Das Essen war ebenfalls nicht von Nöten. Mysta war Teil des Oberhauptes, dass so viel bedeutet dass sie zum Essen zum großen Tisch in der Halle geladen war. Etwas kleines zum Naschen fehlte jedoch nicht in ihrem Haus.
Mysta machte sich fertig, Darya war sonst immer ihr Weckruf, sie hatte Mysta ihre Kleidung ausgelegt und ihr gerne mit den Haaren geholfen. Dieses mal war sie komplett alleine. Sie musterte beim Anziehen noch mal ihr neu gewonnenen Heim. Immerhin war es nicht so ruhig, dadurch, dass sie draußen die Menschen auf dem Markt hören konnte.

Es wäre Mysta zwar lieber gewesen wenn sie etwas Ruhe genießen konnte, aber so war sie immerhin sofort im Geschehen, sollte etwas schief gehen.
Das war... Strategischer.
Sie seufzte als sie sich betrachtete. Die Zöpfe noch von gestern geflochten und frisch aufgewacht sah sie etwas zersaust aus, was ihr ein wildes Aussehen verlieh. Aber was sollte es schon. Sie konnte nicht so flechten wie Darya.
Seufzend trat sie also so Rijn raus.
"Guten Morgen. Hast du schon etwas gegessen?"

Rijn grub gerade etwas in ihrem kleinen Garten umher. "Guten Morgen. Nein, noch nicht." sagte er entspannt und lächelte : Möchtest du was essen? Soll ich etwas zubereiten?" Er strich sich seine Hände sauber und polte die erde unter seinen Fingernägel hervor.
" Wie war Ihre erste Nacht im eigenem Haus?" er musterte sie für einen Moment, wie sie es nicht von sklaven gewohnt war. Ihr kam nur eine Erinnerung in den Sinn. Und zwar als ein Sohn von einem Earl zu besucht war, und sich etwas zu sehr gefreut hatte Mysta zu sehen, obwohl sie keine Ahnung hatte, wer er war. Letztendlich war das der erste Versuch um ihre Hand anzuhalten. Mysta dachte damals, das er wahrscheinlich erleichter war dass sie hübsch war und sonst nicht viel in ihr gesehen hatte.

Mysta schüttelte den Kopf.
"Nein ich werde mit meinen Vater gemeinsam essen. Du kannst mitkommen. Normaler Weise bleibt immer. Viel übrig. Aber wenn du willst kannst du bleiben und dir selbst etwas zu bereiten."
Sie richtete sich etwas die Haare.
"Was starrt du so?", knurrte sie ihn an. Sie meinte es nicht böse aber es irritierte sie. Und diese Gefühl mochte sie nicht. Wenn sie etwas nicht verstanden.

Rijn neigte den Blick entschuldigend zum Boden. " Sie sehen erholt aus." erklärte er. " Ich hatte mir sorgen gemacht, dass die erste Nacht vielleicht schwierig sein könnte." er strich sich den Dreck von den Händen. "Dann sollte ich mich kurz sauber machen. Ich würde ungerne nach Dünger riechen und euch oder dem Earl den Appetit verderben." sagte er sanft. Er würde also gerne mitkommen. Mysta machte im Platz damit er ins Haus konnte und sich etwas frisches anziehen konnte. Eine Gegebenheit auf das die wenigstens Sklaven achteten.

Mysta war verwirrt von diesen Mann. Er war so anders als alles was sie kannte.
Sie wusste nur noch nicht genau was sie davon halten sollte.
Sie kannte grobe Männer. Männer die zwar Glgerissen aber nicht so weise waren wie er.
Männer die weit aus stärker waren und das. Auch zeigten. Männer mit großem Ego.
Während sie so nachdachte und auf die Tür starrte, wartete sie bis er wieder kam und sie mit ihm zur Halle ging.

Rijn ging ins Haus und zog sich aus. Er wischte mit einem nassen Lappen über seinen Körper und zog sich ein anderes, und sein letztes, frisches paar Kleidung an. Er richtete seine Haare mit ein paar Handbewegungen und kam wieder aus der Wohnung raus. Er lies natürlich Mysta den vortritt als es darum ging in die Halle zu gehen. Wie es sich aber für Sklaven gehörte zog er die Tür für sie auf, damit sie hinein schreiten konnte.
Ihr Vater saß mit einigen anderen Männern, darunter Tys, am Tisch. Er zögerte keinen Augenblick sich vom Tisch zu erheben und von seiner Tochter zu schwärmen. Noch war ihr Kriegszug frisch, und sie wurde als Kriegsheldin gefeiert.
Rijn fand sich schnell einen Platz bei anderen Bediensteten. Darya bot ihm gleich einen Platz neben sich an und sie flüsterten leise darüber, wie Mysta ihre Haus gefiel.
Eigentlich war alles beim alten. Sie aßen, sie erzählen vom Kreig. Sie erinnerten sich an die gefallenen Krieger und spießten in Gedanken mit ihnen.
„Wie gefällt dir dein Haus Mysta?“ fragte ihre Vater beim Essen. Tys lachte leicht auf „ Wie gefällt dir denn dein Schoßhund?“

Mysta grinste zu Tys und prostete ihn zu.
"Zwei tolle Geschenke. Sag mir Tys. Was hast du eigentlich während des Kampfes gemacht?", provozierte sie ihn zurück und trank ihren Met ohne abzusetzen aus, um ihn noch deutlicher zu machen das sie mehr Mann war als sie.
Die meisten Kriegskameraden lachten laut Los und stießen darauf an.

„Es ist nicht einfach sein eigenes Heim zu haben. Das ist viel Verantwortung. Noch sind deine Wände kalt, aber vielleicht findest du bald das Glück einer eigenen Familie... ich finde das sind Erfahrungen die jeder Earl machen sollte. Erst eine Familie, darauf hin den Thron.“
Tys Auge zuckte dabei ganz Wild. „Was soll das bedeuten?“ - „Noch nichts.“ - „Noch?“
Ihr Vater stellte sein Krug mit einem leichten Knall auf dem Tisch ab : Noch bin ich am Leben und noch habe ich mein Erbe nicht ausgesprochen.“ - „ Da gibt es aber nichts mehr zum aussprechen Vater.“ sagte Tys mit einem nervösen Lachen.
“Solange Mysta bei uns lebt, hat sie den selben Anspruch auf ein Erbe wie du.”