Man sieht sich zweimal

Mysta prostete Tys zu.
"Und ich habe nicht vor unseren Vater so früh zu verlassen. Nicht so lange wir noch Beutezüge auf die Femdlender nutzen können und andere Clans sich gegen ihn auflehnen."
Sie prostete dann auch nochmal ihren Vater zu.
"und ich hoffe du bleibst uns lange erhalten. Als Ear und Vater."
Dann lächelte sie ehrlich. Denn was auch immer alle anderen sagten oder in ihr sahen, sie liebte ihre Familie. Auch wenn Tys das wohl nicht wollte.

„Auf Mysta und ihre Mannschaft. Das ihr auch in Zukunft uns Ruhm und Ehere schenkt.“ sagte ihr Vater mit brummender Stimme durch die ganze Halle.
Darya räumte mit den anderen Sklavinen die Tische ab, während Rijn den Boden wischte. Er wurde danach von Darya in die Stube gerufen um etwas von den Resten zu essen.
Mysta unterhielt sich dabei noch etwas mit den Männern mit denen sie im Schlachtfeld Seite an Seite gekämpft hatte. Es waren noch Krieger vom anderen Clan hier, die es weiter Nachhause hatten und hier einen Moment verweilen und zu Kräften kommen.
Darunter war ein Mann, er war älter, sicher so alt wie ihr Vater wenn nicht älter, der sie immer wieder schaffte in Gespräche zu verwickeln, so dass sie diese kaum entfliehen konnte.
Darya rettete dabei Mysta aus den Klauen des Mannes in dem sie ihn entschuldigen Unterbach. Sie war etwas unruhig. „Tys hat Rijn mit nach draußen genommen. Er meinte nur für einen Augenblick und wir sollten Rijns Essen warm halten...als ich nach den beiden sehen wollte, hab ich gemerkt das Tys‘s Pferd und der seiner Bären weg waren.“
Die Bären waren zwei massive Männer, die Tys sich vor Jahren als Freunde gemacht hatte. Wenn er sich nicht die Hände schmutzig machen wollte, hatte er diese Barbaren die alles für ihn machten.

Mysta nickte.
"Danke Darya."
Sie lächelte ihr aufmunternd zu und lief dann raus um sich auf die Suche nach ihren neuen Sklaven zu machen.
Sie seufzte als sie sie zu Fuß nicht fand und sattelte ihr Pferd. Das würde wohl die ganze Nacht dauern.

Mysta ritt den Schotterweg in Richtung Wald und Berge. Sie hatte so ein Gefühl wo Tys sich rumtrieb wenn er nicht gerade in der Stadt war. Er und seine Begleittung, entgegneten ihr auf halbem Weg. „Oh Schwester, was ein Zufall. Ich wollte dich gerade aufsuchen.“
Von Rijn war keine Spur.
„ Dein Sklave, nun, er ist gestürzt. Wahrscheinlich tod, eine Tragödie.“ sagte er mit einer versteinerten Miene.

"Wieso machst du mir erst ein Geschenk wenn du es dann doch töten willst Bruder?!", fragte sie ihn wütend. Sie hielt einen der Bären einen Dolch an die Kehle.
"Sagt mir wo er ist oder ich bade so lange in deinen Blut bis ich eine Vision bekomme!", knurrte sie ihn an. Etwas helmisch verriet er es ihr.. Immerhin war der Sklave ja eh tot oder nicht?
Mysta machte sich also schnell auf den Weg zu dem Ort den er nannte und hoffte sie könnte noch etwas tun.

Die Wegbeschreibung führte sie zu einer Klippe im Wald. Sie war nicht unglaublich Tief, aber sie war Steinig. An einer hervorstechendem Felsen erkannte sie Blut. Sie stieg vom Pferd ab, machte diesen Fest und stieg vorsichtig die Klippe runter. Rijn war durch den Dreck, welches durch das Blut das er verloren hatte an ihm klebte, nicht sofort zu erkennen. Sie hörte ihn aufstöhnen.
Er kämpfte damit den Strick den er umgebunden bekommen hatte von sich zu ziehen.

Mysta lief so schnell sie konnte, ohne sich selbst umzubringen, zu ihm.
"Rijn!", rief sie und begann damit ihn frei zu schneiden.
"Hörst du mich? Kannst du sprechen? Was haben sie dir angetan?!"

Er blickte zu Mysta, und wirkte trotz dem Blut, erstaunlich fit. „Sie haben mich ans Pferd gefesselt, ich hab mein Bewusstsein verloren, bis eben.“ er hustete und spuckte das Blut seitlich aus seinem Mund aus. Mysta musterte seine Wunden, jedenfalls ging sie davon aus dass er welche haben sollte.
Abgesehen großen Schürfwunden sah er aber Munter aus. Sie half ihm sein Strick vom Hals zu nehmen. Rijn prüfte seinen Hals und ob er seine Gliedmaßen fühlte, alles war an Ort und Stelle.
Bevor sie selbst entziffern konnte, dass ihr Bauchgefühl versuchte ihr zu sagen, das es unmöglich war, dass er in so einer guten Verfassung war, platzte er selbst mit der Information raus.
„Ich bin Unsterblich.“ sagte er knapp und wischte sich das Blut vom Mundwinkel.
„Was?“ fragte Mysta.
„Ich kann nicht sterben.“

Mysta besah sich ihn von oben bis unten.
Eigentlich würde sie ihn für verrückt erklären. Aber wer wusste schon was die Götter mit ihm vorhatten und sie sah es ja mit ihren eignen Augen.
"Seit wann hast du diese Gabe?", fragte sie ihn erstaunt und half ihn seine Klamotten zu richten und das Blut weg zu wischen.
"Das solltest du lieber niemanden außer mir sagen ok?"

"Mein Ziel war es, es niemandem zu sagen." sagte er etwas lachend und musterte Mysta. Er half dabei sich den Dreck weg zu klopfen. "Das war ein Geschenk meiner Frau."
"Ich hoffe mal, das Stellt dir kein Problem da." sagte er schmunzelnd. Viel Macht die die Sklavenhalter hatten kam durch die bloße Drohung die Sklaven umzubringen sollten sie sich nicht das tun, was ihnen gesagt wird. "ich bin ehrlich, ich bin froh dass du mich gefunden hast."

"Ich glaube ich kann die immer noch mit Folter drohen. Ich glaube sogar das es effektiver ist. Für viele Sklaven ist der Tod der Ausweg. Der einzige Weg aus der Sklaverei. Du hast ja nicht mal den."
Sie lächelte ihn sanft an.
"Tut mir also eher leid für dich. Du musst wohl meinen Tod abwarten."
Sie half ihn auf und stützte ihn etwas.
"Schaffst du es alleine aufs Pferd oder soll ich helfen?"

"Versteh mich nicht falsch, ich bin froh das du mich gefunden hast, aber..." Rijn stoppte am Pferd und blickte zum sich herum. "Du behandelst mich am besten von allen anderen. Ich mochte auch meinen alten Herren. Wir haben Schiffe gebaut..." er zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nur nich, wie man segelt, sonst wäre ich schon längst über die Meere geflohen." Er zog sich am Pferd hoch und klopfte sich dabei die Rippen ab. Irgendwas stand noch nicht richitg. "Wenn ich fliegen könnte, würde ich weg fliegen." Er wartete geduldig auf sie. "Was möchtest du deinem Bruder erklären?"

"Du bleibst eine Weile in der Hütte. Tust als wärst du schwer verletzt. Ich sage ihm das die Götter sich entschieden haben dich leben zu lassen. Durch ein Wunder. Und das das Seil gerissen ist."
Sie zuckte mit den Schultern. "Dann muss er sich dafür verantworten dich ohne meine Erlaubnis angerührt zu haben. Das lasse ich ihn dieses Mal nicht durchgehen. Er treibt es immer zu weit."
Sie knurrte und führte ihn auf dem Pferd zurück, während sie lief.

"Was erklärst du deinem Volk wenn du Earl bist, dein Körper alt und schwach ist und ich nicht altere?" fragte er gelassen."Würdest du mich weiter verkaufen, sollten es Leute bemerken?" er drückte weiterhin an seinen Rippen rum und blickte zu ihr runter. "Ich denke, es möchte den Platz am Thron für sich haben... und du hast es deinem Vater angesehen dass er dich dafür vor sieht. Ich denke, ihr solltet ihn umbringen ehe seine Pferde mit ihm durchgehen."

"Nein es ist ein Geschenk der Götter und wenn ich einmal Earl werde wird niemand wagen mich in Frage zu stellen. Und niemand wird sich wagen dich in Frage zu stellen. Wenn ich dir vertraue tun es auch die anderen."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Aber darum machen wir uns sorgen wenn es soweit ist. Was meinen Bruder angeht ist das ganze nicht ganz so leicht...immerhin ist er mein Bruder. Ich bin mit ihn aufgewachsen.Habe mit ihn und Stöcken um Schlamm gespielt."

"Denkst du er empfindet das selbe für dich?" fragte Rijn ganz Stumpf. Er wollte nicht klingen als würde er ihr etwas einreden wollen, dass er sie auf ihren Bruder hetzen wollte. Seine Erinnerungen waren trüb und verschwommen. Ihm fehlte etwas Sauerstoff um klar zu denken. Doch er erinnerte sich daran, dass Tys nicht sehr glücklich über Mysta war. Rijn wusste tief im inneren, dass das nur der Anfang war.
"Vielleicht sollte dir dein Vater Schutz bieten." Rijn hatte natürlich auch Interesse, dass Mysta nicht so schnell abkratzte.

Mysta lachte herzhaft auf.
"Ich brauche keinen Schutz. Kein Mann wagt es gegen mich das Schwert oder die Axt zu erheben. Sie würden alle in ihren eigenen Blut ertrinken.", sagte sie aufeinmal düster und grinste.
"Bis auf du natürlich. Du würdest nur leiden."
Sie sah zu ihm hinter. "Der einzige Mann den ich nicht töten kann."

"ich weiß nicht ob dass so gut ist wie es klingt." sagte er verlegend. Er kippte sein Kopf nach vorne und stütze sein Oberkörper am Pferd ab. Er fühlte das etwas in seinem Brustkorb steckte, die Haut darüber war schon verheilt.
Es war unangenehm. Wie ein Spreißel nur größer und zwischen den Rippen.
"Vielleicht solltest du dich nicht so sehr darauf ausruhen. Ich denke wenn der Feind so bitter ist, wird er auch einen Hinterhalt in Anspruch nehmen."

"Ich werde jede Kampf entgegen treten. Und niemanden hinterhältig hinrichten. Jeder Krieger hat es verdient im Kampf zu sterben. Und wenn ich sterbe dann auf den Schlachtfeld, um wieder in Valhalla aufzuwachen."
Sie sah zu ihn hinter.
"Ich denke für heute müssen wir uns nicht sorgen. Er wird denken er hat dich ermordet und uns nicht weiter belästigen. Für heute Nacht zu mindest." Kurz stoppte sie.
"Alles gut? Du bist ziemlich blaß. Also blaßer als vorher. Musst du kotzen?"

"Hast du schon mal jemanden aufgeschnitten?" fragte er lachend. So viel zur Folter.
Tys beunruhigte ihn sehr. Aber er sollte auf seine Meisterin vertrauen und sie nicht weiter hinterfragen. Sie würde noch auch den Gedanken kommen, er wäre nicht unterwürfig genug.
"Ich denke ich hab etwas zwischen oder hinter den Rippen. Irgendwas was mir den Atmen nimmt." sagte er knapp und lächelte dann leicht auf. "Ich hab seit gestern Abend nichts gegessen, aber ich denke mir wäre nach kotzen."

Mysta nickte. "Soll ich es jetzt gleich holen oder erst in der Hütte?", fragte sie ihn. Eigentlich war das ungewöhnlich, immerhin war er ein Sklave und sein Wille müsste eigentlich egal sein.
Aber Mysta sorgte sich tatsächlich um ihn. Als ob er ihr wichtig wäre.
"Und sobald wir zurück sind werde ich dir etwas zu Essen besorgen, so lange du mir dann nicht die Felle voll kotzt."

Rijn überlegte für einen Moment und lächete sie an. " Später. Und danke."
Er fühlt sich gerade, als würde er es nicht noch mal auf das Pferd schaffen. Geschweige sich auf den Beinen zu halten. Bei jedem Atemzug bohrte sich der Ast oder der Stein, vielleicht auch sein eigener Knochen tiefer in seine Lungen.
Es war eigentlich von vorteil. Als die beiden unter die Menschen kamen, sah Rijn genauso geschädigt aus, wie man es erwarten würde nach dem Tys mit ihm weg geritten ist.
Mysta bekam das Gefühl als hätten die Leute, die das ganze Hin und Her gesehen haben, schon gespannt darauf gewartet haben ob Tys wieder zurück kommt. Und tatsächlich sahen manche Mitleiderregend zu den Beiden. Vielleicht aber hatten sie nur Mitleid mit sich selbst, in dem Gedanken das Tys in naher Zukunft über sie regieren könnte.

Mysta beachtete niemanden und ging schnell zum Haus. Ihr Bruder konnte bis morgen warten. Immerhin war er bis dahin noch immer da.
Sie half Rijn vom Pferd, als sie endlich angekommen waren, und brachte ihn rein.
Vorsichtig legte sie ihn hin. "Warte ich suche dir etwas zum drauf beißen." Sie nahm einen dünnen Holzscheit und einen Dolch. Das eine hielt sie ihn hin, das andere begann sie in die Flammen zu halten um es du desinfizieren.

Rijn biss in den Holzscheit und sah etwas skeptisch zu ihr. Er deutete zu der Stelle die ihm weh tat. Das wird eine Sauerei, dachte er sich und die tatsache das das Blut dann wieder weggewischt werden sollte. Wenn sowas überhaupt aus dem Holzboden raus zu bekommen ist.
Naja, immerhin verewigt er sich so auch auf einer anderen art und weise im Fußboden eines Hauses.
Er versuchte zu scherzen und zu sagen " sei nicht so hart zu mir." aber durch das Holzstück kam nur unverständliches gemurmle raus.

Mysta tätschelte ihn die Wange.
"Ich mach es schnell. Versuch nicht hin zu sehen. Das hilft."
Dann schnitt sie schnell und tief. Sie wollte ihn nicht nochmal schneiden müssen. Dann griff sie in die Wunde un zog was auch immer da fest steckte raus. Ehe sie die Hautlappen und die Wunde mit einen Stofffetzen zu drückte.
"Alles gut. Es ist vorbei... Sh...", versuchte sie ihn zu beruhigen. "Ein kleiner Ast. Mehr wars nicht."