Yenna kniff leicht die Augen zusammen und ritt mit ihm aus der Stadt. Zunächst blieb sie still, sie zeigte ihm die kalte Schulter. Und das konnte sie gut. Sie ritten bis die Pferde streikten zum späten Mittag. Geralt stieg von Roach ab und führte ihn zum Wasser. Er sah zu Yenna, die ihm aber schon seit der Stadt keines Blickes würdigte. „Was?“
Yenna brachte ebenfalls ihr Pferd zum Wasser und sah ihn mit entspanntem Gesicht an. „Was?“
Geralt hob die Augenbraue und schüttelte den Kopf: Du warst noch nie so ruhig.“
„Ist das nicht das was du möchtest?“ sagte sie mit gehobenem Kopf.
Geralt wurde das Gefühl nicht los, dass es um die Frau ging. Aber das war ihm recht. Er drehte sich zum See und zuckte mit den Schultern. „Ich hab nicht gedacht, dass eine Nutte dich verunsichern würde.“ dabei kniete er sich hin und nahm kleine Steine in die Hand um diese in den See zu werfen. Es war nicht nur um etwas zum Spielen zu haben sondern auch den See auf ungeheuer zu prüfen.
Yenna lachte auf und sah ebenfalls zum See. Im moment würde sie den Teufel tun, ihre Eiversucht zuzugeben „Ich hab mich nur gefragt, ob du mir so auch ausgewichen wärst hätte ich dich nicht in der Taverne angetroffen.“
Er schmunzelte leicht „Als könnte man dir aus dem Weg gehen.“
Yenna verzog ihre Lippen und drückte ihn mit dem Fuß in Richtung See. Er kippte leicht nach vorne, konnte sich aber noch halten.
Schokiert sah er zu ihr auf, wobei sie ihm den gleichen herausfordernden Blick schenkte, wie er zu vor ihr am Esstisch.
Ohne zu zögern griff Geralt sie aus der Hocke an und sorgte dafür das sie umfiel.
Ab da an war der Ritt zur Stadt wie der Aufenthalt in ihrem Haus. Geralt erklärte ihr mehr über die Schule und für was sie stehen. Während sie ihm ein einblick gewährte, wie sie sich von ihnen fern hält. Sie konnte dabei seine Sorge deutlich sehen, es war nicht nur die Farbe. Es war das sorgenvolle Gesicht, dass sich wünschte, dass sie sich umentschied und ein normales Leben führen wird. Immerhin ist ihr eine wichtige Gabe geblieben.
Yenna atmete darauf tief ein und sah zu den Stadtmauern die am Horizont erkennbar wurden. „Ich begleite dich mit den Frauen zurück zum Lord. Danach mache ich mich auf den Weg in den Osten. Ich habe gehört dort soll es jemanden Geben der mir vielleicht die ein oder andere Sache beibringen kann.“
Geralt entspannte sein Gesicht und leckte sich leicht die Lippen. „Dann werde ich in den Westen reisen.“
„Abgemacht?“ - „Abgemacht.“
Die Taverne war schnell gefunden. Als Yenna den Raum absuchte, stupste Geralt sie schon an. „Da, die Treppen.“ er lief vorraus worauf hin Yenna die Stirn runzelte. „Woher...?“-„ Der Geruch.“
An den Treppen sahen sie noch jemanden hoch rennen doch sie konnte sich nicht vor den beiden Verstecken ohne gesehen zu werden.
Geralt hielt sie auf ehe sie die Zimmertür auf machen kann. Die junge Frau war blass beim Angesicht des Hexers.
„Du siehst aus, als weist du wen wir suchen.“ eifrig schüttelte sie den Kopf und ging einen Moment in sich um sich vor der Angst zu befrein. „Bitte tun sie ihr nichts. Meine Mutter...“ sie atmete tief auf als Geralt einen Schritt zurück ging und seine Hände hob. „...sie ist nicht ganz bei der Sache.“ sagte sie fest. „Genauso wenig wie dein Vater.“
„Mein Vater ist ein starker Mann, er-“
„Hat sich vor wenigen Tagen versucht das Leben zu nehmen. Wäre es nicht für seinen gesunden Appetit, wäre er jetzt auch tot.“
Die Frau blinzelte nur Stumm und in ihren Augen sammelten sich tränen. Sie streckte den beiden den Schlüssel entgegen und Yenna nahm ihn ihr ab. Sie wäre vielleicht sanfter mit dem Mädchen umgegangen, aber Geralt hatte nun seine Art die Sachen zu erledigen und sie war der stille Begleiter.
Abgesehen von jetzt. Sie sah die Frau von dem Porträt vor sich. Abgemagert und mit dünnen Haaren die zum Großteil ausgefallen sind.
Yenna schloß die Tür hinter sich und lies Geralt draußen. Sie hörte noch, das die Tochter Geralt fragte, ob Yenna ihr weh tun wird, worauf er nur „wenn es sein muss“ brummte.
Sie setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand. Die Frau reagierte nicht. Sie sah stumm aus dem Fenster und Yenna fing an ihr einfach etwas zu erzählen. Sie versuchte sanft ihre Aufmerksamkeit zu bekommen in ihr zu sehen, was das Problem war.
Sie blieb Stunden lang mit der Frau im Zimmer, sie selbst fühlte sich etwas wie ein Schwindler, aber sie war überzeugt, dass sie das schaffen würde. Sie wollte den Auftrag mit Geralt nicht wieder vermasseln.
Geralt sahs dabei im Flur mit der Tochter auf einer Bank. Sie hatte sich an ihn gelehnt und er hielt sie in seinem Arm. Geralt hatte ihr etwas über ihren Vater erzählt, und sich genauso wie Yenna zu dem Zeitpunkt wie ein Schwindler gefühlt. Als hätte er eine Ahnung, wie man jemanden bei sowas tröstet. Aber sie hatte irgendwann das Schnodder sein gelassen, also hat es wohl funktioniert.
Als Yenna mit der Frau aus dem Raum ging konnte sie sie noch für einen Augenblick in Geralts Armen erkennen. Doch als sie ihre Mutter erkannte die seit Tagen mal aufrecht stand sprang sie sofort auf und in die Arme ihrer Mutter.
Es war rührend, und Geralt fand es zum kotzen.
Er richtete sich auf und war bereit wieder zu gehen, worauf aber sowohl die zwei Aufträge als auch Yenna nicht bereit waren. Die Tochter sah die beiden an und schniefte noch mal. „Wir brechen morgen auf, ja? ... esst, trinkt... ich sag meiner Tante dass es auf unseren Kopf geht.“ machte sie klar und Geralt war schon glatt bereit zu bleiben.
Am Abend als sich beide zum Schlafen hinlegten grinste Yenna sie an. „Du kannst wohl doch besser mit Menschen als du zu gibst.“
„Improvisieren, anpassen und überwinden.“ sagte er noch mit heißem Atem und küsste ihren Hals.
Sie brachten die Frauen zurück. Sie kassierten ihr Geld und ritten gemeinsam aus der Stadt raus. Als Yenna auf ihrem Pferd stehen blieb musterte sie „Das wars dann wohl wieder.“
Geralt nickte leicht und musterte sie. Er seufzte und sprang vom Pferd. Er ging zu ihr und zog sie ebenfalls runter. Er schlang seine Arme um sie und küsste sie leidenschaftlich. „Pass auf dich auf.“
Yenna würde ihm am liebsten entgegen schreien wieso er denn nicht mit kommt wenn ihm ihre Sicherheit so wichtig ist. Aber dass tat sie nicht. Sie sah wieder das sorgenvolle Gesicht. Das eine eine Emotion mehr die sie ihm zeigte. Heimlich freute sie sich schon auf das Nächste mal.
——
Es verging gerade mal ein Jahr, als Yenna selbst wieder Richtung Westen zog. Es war schon spät, aber sie wollte noch in die Stadt um ein warmes Bett zu bekommen. Sie lief an den inzwischen gedämpften Lichter der Häuser vorbei bis sie ein Haus besonders anlachte. Zu ihrem Spaß, erkannte sie ein paar Schritte weiter dass es keine Taverne, sondern ein Bordell war.
Wieder ein paar Schritte näher zum Haus, sah sie in der Seitengasse wo die Pferde der Männer standen Roach. Er schien ihr sogar entgegen zu nicken.
Sie zögerte nicht eine Sekunde lang und band auch ihr Pferd zu Roach, die inzwischen wohl auch etwas wie eine Freundschaft entwickelt haben.
Sie erinnerte sich flüchtig an die Gerüchte die sie in der Stadt zuvor gehört hat. Der weiße Wolf der einem Generalen lebendig das Herz rausgerissen hatte.
Hinter der Tür kam sie an einen Tresen, an dem eine junge Frau saß. Sie musterte Yenna. „Haben sie sich verirrt?“
„Ich suche Geralt. Geralt von Rivia“
Die Frau sah Yenna lächelnd an und schüttelte den Kopf : Kenn ich nicht. Niemand da. Sie sollten lieber gehen.“
Yenna trat näher zum Tresen und wiederholte sich. „Geralt von Rivia.“
Die Frau blickte Zögernd zu ihrem Papier und schüttelte den Kopf. „Ich würde mich nicht mit ihm Anlegen, Miss... bitte. Kommen sie morgen...“ Yenna sah sie auffordernd an wobei die Frau dann nach gab. „Die Treppe hoch, dann links.“ Yenna setzte fuß an als die Frau nach rief. „Er hatte viel Wein!“