Der Ruf aus der Dunkelheit

"Weil es überleben möchte." sagte Cadell und wurde von Banshee unterbrochen.
"Ihr Menschen nennt es Instinkt? Bauchgefühl? So ähnlich ist es mit Cadell und seinem Rauch. Es ist ein Teil von ihm das besser weiß, was gut für ihn ist."
Melanthe wusste nicht ob sie die Antworten weiter verwirrten oder ihr Fragen lösten.
"Also dein Rauch wollte zu mir, damit du... ihr überlebt? Warum ich?"
"Ich hab kein anderes Ziel im Leben gehabt. Und nein... mein Vater lebt nicht mehr. Ja er war wie ich." sagte Cadell und wieder kam Banshee rein.
"Du musst wissen... Melanthe. Im Reich der Faes braucht jedes Lebewesen ein Ziel. Etwas, für was das Herz schlägt. Ein Nutzen, so gut oder verdorben er sein kann. Die Faes die du getroffen haben sind nur daran interessiert an Menschenfleisch zu kommen, deshalb haben sie sich auf dich Gestürzt obwohl sie wussten, dass Cadell sie töten wird. Entweder sie fressen dich und sterben, oder sie sterben weil sie nicht an Fleisch kommen. Ozar war dem Tod schon ziemlich nah."
"Ozar... die lebende Leiche?"
Kurz hörte sie ein amüsiertes aushauchen von Cadell.
"Richtig." sagte Banshee.
Melanthe blickte zurück zu Cadell. "Du brauchst mich zum Überleben."
"Ja."
"Das war keine Frage." sagte sie und blinzelte. "Deshalb hast du mich auch gerettet?"
"Nein."
"Sondern?....Warum dann?"
"Weil ich dich mag. Du hast es nicht verdient so zu sterben."

Er mochte sie. Das war neu. Er zeigte ihr das nicht wirklich. Dann wiederum schaffte er sich selber eine Rauchmaske. Also klar war er nicht der offene Typ.
Das Lachen von Banshee ignorierte sie dieses Mal.
Es gab aber andere Anzeichen dafür. Das er sie mit ihren Lieblingsessen versorgte. Anscheinend auch das er sie rettete. Vermutlich war der Dolch auch ein Zeichen dafür. Der Stolz den er empfand auch.
Sie musste besser lernen ihn zu lesen. Durch seinen rauch vielleicht auch? Banshee sagte ja, dass er ihr dadurch unbewusst seine Stimmung mitteilte.
Sie griff nach unten und holte eine kleine Rauchwolke mit nach oben die sie betrachtete.
"Warum willst du nicht, dass ich dich berühre? Deinen Rauch kann ich anscheinend berühren. Oder fühlst du das nicht?"
Dann runzelte sie die Stirn.
"Ich bin jetzt auch im Faenreich. Brauche ich auch ein Ziel zum überleben?"

"Ich empfand Berührungen immer wie heißes Öl, dass über meine Haut gegossen wird." sagte er knapp und Banshee lächelte zufriedener. Sie musste nicht eingreifen, denn sie wusste dass er überlegt hatte empfinde zu sagen, damit sie weiter im Glauben bleibt. Dass es so ist.
"Ja." sagte Cadell knapp und Banshee griff wieder ein. "Gerade, möchtest du die Welt verstehen..." sie sagte nur eine Halbwahrheit denn Melanthe musste nicht viel nachdenken um zu wissen, dass sie sich auch wünschte Cadell zu verstehen. Genauso rückte die Frage über ihr Schicksal in den Hintergrund als sie ihn fragte: "Empfand? Ist es nicht mehr so?"
"Scheinbar nicht." sagte er und Melanthe blickte wieder zu seiner tanzenden Fingern.

Melanthe sah zu seinen fingern und zu dem Stück Rauch das sie noch immer in der Hand hielt.
Sie streckte ihre andere Hand entgegen. Mit der Handfläche nach oben, so dass er sie berühren konnte wenn er wollte. Und auch jeder Zeit die Hand wieder weg nehmen konnte.
"Scheinbar? Das heißt du verstehst es selber nicht?"
Als er zögerlich seine Hand auf ihre legte, sah sie zu ihm, doch sein gesicht war noch immer vom Rauch verborgen. Also sah sie zu dem Rauch in ihrer Hand, um seine Reaktion einzu fangen.

Es wurde wärmer. Es war kein heißes Öl, dass sich auf ihre Hand legte. Es war wohlig warm, schützend, so wie der Rauch als er sie getragen hatte. Sie fühlte sich geborgen an, geliebt und ... erleichtert.
Cadell betrachtete das Spiel selbst mit Neugier. Wie er seine Finger über ihre Legen konnte und der Rauch zwischen ihrer Haut dünner wurde, die Berührung erlaubte. Er fühlte die Rillen in ihren Fingern, die kleinen Falten ihrer Haut. Das fühlte sich fremd an. Faszinierend. Es kitzelte, kurz fühlte es sich auch an wie Brennen doch es tat nicht weh. Es war die Hitze, die Reibung ihrer Haut an seinen Fingern. Er strich langsam mit dem Finger über ihre Handfläche, erforschte wie die Haut an ihrem Handgelenk sich änderte, weicher und samtiger wurde.

Melanthe sah wie der Rauch langsam durchsichtiger wurde, während sie seine Finger langsam über ihren Unterarm strich. Sie blicke kurz auf und die Maske an Rauch nahm ab. Sie sah seine Gesichtszüge, langsam wurden sie immer klarer.

Seine Augen klebten an ihrer Haut. Schienen alles aufsaugen zu wollen.
"Konntest du vorher nie jemanden berühren?"
Das muss ein grausam einsames Leben gewesen sein. Sprach er deswegen so wenig? Weil er nie jemanden zum reden hatte? Dann aber wiederum kannte er Banshee. Vielleicht war das also doch nur Blödsinn und er konnte nur keinen Menschen berühren. Ob er das schon oft versucht hatte?
"Wie fühlt es sich an?"

"Nein." sagte er hypnotisiert von diesem Gefühl. Nicht nur an seinen Fingern. Sondern auch in seinem Inneren. Als hätte ihm das das Gefehlt gehabt. Er fragte sich wie er sowas nicht früher fühlen konnte. "Weich." viel ihm als einziges in den Sinn. Er sah zu Banshee die ihm ihre Hand entgegen streckte. Mit einem vorahnendem Blick. Vorsichtig streckte er seine Hand zu ihr aus und als er sie berührte zischte er zog seine Hand zurück. Der Rauch wurde sofort kühl und legte sich dicht um seine Hand. Er ballte sie zu einer Faust und zog sie zurück zu sich. Sah sich die Verbrennung an, die kleine Stelle die immer noch brannte.
Auch an Banshee blieb eine kleine wunde an der Fingerspitze zurück. "Das ist mein Rauch." hauchte er sich die Erkenntnis zu. Der Rauch der nur Melanthe zuließ.

"Warum kannst du mich berühren und sie nicht?"
Irritiert sah sie nun auch zu seinen Fingern die von seinen Rauch frei gegeben wurden un ihre Haut entlang fuhr.
"Warum will dein Rauch mich berühren aber sie nicht."
"Keine Ahnung. Weil du meine Frau bist?"
Melanthe schmunzelte kurz. "Wir sind noch nicht verheiratet."
Noch nicht? Sie dachte doch nicht ernsthaft darüber nach oder?

"Die Zeremonie ist für die Anderen." sagte Cadell knapp und legte wieder seine Finger vorsichtig auf ihre, prüfte ob es wieder funktionierte. Dann sah er zu ihr, und da sie in seine Augen sah, merkte er, dass sie ihn sah. Es ließ ihn unwohl fühlen.
"Du hast keine andere Wahl." sagte er fest, wobei seine Berührung zart blieb. "Wie lässt dich das fühlen?" fragte er und Melanthe war kurz überrascht? Verwirrt? Er konnte ihren Ausdruck nicht einordnen.
"Dich zu heiraten?"
"Kein Leben ohne mich führen du können." erklärte Cadell die Frage.

"Für mich klingt das eher so, als könntest du nicht ohne mich Leben und nicht anders herum.", erklärte sie ihm und sah wieder zu dem Rauch in ihrer Hand.
"Und das ich keine Wahl hatte, war schon seit Anfang an so. Außer ich hätte etwas besser gezielt mit dem Dolch. Dann wiederum wäre ich tot oder wünschte mir es zu sein, wenn ich erfolgreich gewesen wäre."
Sie ließ den Rauch aus ihrer Hand gleiten.
"Ich hab keine Ahnung wie ich mich fühle. Ich denke aber ich werde mich an sie Situation anpassen müssen. Und eine Hochzeit wird nichts ändern."